AUSSTELLUNGSHALLE - Schulstraße 1a HH - 60594 Frankfurt a.M. - Tel.:069/96200188
Pressestimmen


 


Pralle Bäuche

Am Ufer des Mains pflegt Evangelia Pitsou eine altertümliche Technik: Sie malt das Gewölbe der Alten Brücke mit trivialen Motiven aus. Parallel zeigt die AusstellungsHalle ihre Porträts mit entblößten Nabeln.

Glas und Stahl funkeln im Hintergund der futuristischen Frankfurter Hochhäuser, davor bietet sich dem Spaziergänger am Sachsenhäuser Mainufer seit einiger Zeit ein ausgesprochen altertümlich wirkender Anblick: Unter dem mittelalterlichen Gewölbe der Alten Brücke arbeitet eine Malerin ganz konventionell mit Pinsel und Farbe an einem Deckengemälde. Die seltsam archaische Anmutung der Szene weckt nostalgische Fantasien. Zum Beispiel dasromantisch verklärte Bild des Renaissance-Meisters Michelan gelo, wie er im Vatikan die Privatkapelle des Papstes ausmalt. Das gigantische Vorhaben trieb den Künstler damals an den Rand der Verzweiflung. Es brachte ihm aber letztendlich Weltruhm ein - und 6ooo Dukaten Honorar.

Wie Michelangelo Buonarroti arbeitet auch die 1956 in Athen geborene ehemalige Städel-Schülerin Evangelia Pitsou unter großem Stress. Denn das Wetter verschlechtert sich in dieser Jahreszeit zusehends, und die Finger der Malerin werden klamm. Ob sie jedoch mit ihrem Werk in die Kunstgeschichte eingehen wird wie ihr italienischer Kollege, wird sich frühestens nach Fertigstellung des Bildes erweisen. Feststeht allerdings jetzt schon, dass sie im Unterschied zu Michelangelo keinen einzigen Dukaten, auch keine D-Mark und keinen Euro für ihren Beitrag zur kommunalen »Aktion zur Belebung des Maintifers,~ erhalten wird. Denn ihr Auftraggeber Hans-Bernhard Nordhoff mag vielleicht ebenso kunstsinnig sein wie seinerzeit Papst Julius 11. Anders als der großzügige Stellvertreter Jesu Christi auf Erden unterliegt der weltliche Kulturbeamte aber dem profanen Spargebot einer säkularen Stadtregierung.

Eine Hälfte des Monumentalgemäldes unter dem Mainbrückenbogen ist bereits vollendet. Den zweiten Teil will sich die Künstlerin für das nächste Jahr aufsparen, wenn das Wetter wieder besser ist. Der Scheitel des Gewölbes erstrahlt schon jetzt in tiefem Blau, das an die Himmel barocker Deckenmalereien erinnert. Den Sachsenhäuser Brückenhimmel bevölkern allerdings keine Heiligen. Statt erhabener Himmelsbewohner sind hier höchst triviale irdische Motive versammelt. Zum Beispiel zerknülltes Papier, Dosen, Plastikverpackungen und anderer Abfall, wie er in der Umgebung des Wandbildes herumliegt. Verewigt sind auch die Pferde der berittenen Polizeistreife, die hin Lind wieder am Ufer vorbeikommen. Gleich fünfmal erscheint auf der fertigen Bildhälfte ein Körperteil, zu dem die Malerin ein seltsam inniges Verhältnis besitzt: pralle menschliche Bäuche. Sie bilden am Rand des Brückenbogens einen abschließenden Fries. Die von der banalen Alltagswelt angeregte Motivwahl, vor allem aber die am gesehenen Naturvorbild orientierte Arbeitsweise weisen Evangelia Pirsou als realistische Künstlerin aus. Dieser Eindruck bestätigt sich vor ihren Bildern, die vom 12. November an in der Ausstellungshalle von Robert Block zu sehen sein werden. Dort zeigt sie sowohl Kinderporträts, als auch gewissermaßen als Belege ihrer individuellen Vorliebe - eine weitere Reihe physiognomischer Studien nackter Bäuche.

Die entblößte Körpermitte bildet auch den Blickpunkt mehrerer Ganzfigurenbildnisse: Lang ausgestreckt, aber nicht in malerischen Posen, sondern stocksteif hegen die porträugenau wiedergegebenen Modelle da. Sie sind voll bekleidet, haben aber ihre Hemden und Pullover bis zu den Rippen hochgeschoben und den Hosenbund etwas nach unten gerückt, so dass der nackte Lieblingskörperteil der Künstlerin sichtbar wird. Nicht auf den als wichtigstes Merkmal individueller Einzigartigkeit geltenden Kopf, nicht auf ausdrucksvolle Hände, oder fetischisierte Füße konzentriert sich das Interesse der Realistin, sondern konsequenterweise auf den den Verdauungsapparat beherbergenden Unterleib. Entsprechend nüchtern und sachlich ist die Darstellungsweise.

Die Zurückstellung dieses intimen Körperteils wirkt nicht wie eine erotisch verführerische Entblößung, sondern so, als würde der bianke Bauch einem Arzt zur medizinischen Untersuchung dargeboten. Bei aller Wirklichkeitsnahe sind die Bilder keine als Ganzes erfassten Realitätsausschnitte. Es sind vielmehr zu einer Bildkomposition zusammengefasste Darstellungen einzelner Gegenstände und Personen, die auffallend isoliert von ihrer Umgebung wirken. In einigen Fällen sind sie vor neutralem Hintergrund wiedergegeben, der lediglich durch eine robuste Pinselstruktur aufgelockert wird. Die Blumen, Früchte, Möbel und sonstigen Accessoires, welche die bildbeherrschenden Figuren umgeben, bilden für sich separate kleine Stillleben. Manchmal sind sie sogar in voneinander abweichenden Perspektiven dargestellt. In der Ausstellung macht sich eine ausgesprochen selten gewordene Fähigkeit besonders deutlich bemerkbar: Im Gegensatz zu so vielen realistisch gemeinten, aber durch malerisches Unvermögen gescheiterten künstlerischer) Bemühungen, zeigt sich in Evangelia Pitsous Arbeiten das außerordentliche Talent, Erscheinungen der realen Welt lebendig und ohne Angestrengtheit wiederzugeben. Die Malweise erstarrt nie zur Manier. Sie bewahrt stets Lockerheit, ohne in selbstgefällige Rasanz zu verf2L1len. Es ist eine Vorgehensweise, die keinem fest 'gelegten Prinzip folgt, sondern spontanen Impulsen bereirwillig nachgibt. Während des Arbeitsprozesses reißt der Kontakt zum Narurvorbild nicht ab. Die Bilder und sogar die Ausgesdtung des Brückengewölbes entstehen ohne Entwurf und ohne Vorzeichnung. Der Bildaufbau ergibt sich während des Malvorgangs durch behutsames, beobachtendes Vorantasten am visuell Wahrgenommenen. Diese Methode ermöglicht größtmögliche Unmittelbarkeit, erfordert jedoch striktes Arbeiten nach der Natur. Selbst unter der Brücke wurden sämtliche Motive - die Polizeipferde, jede Dose, jede zerknüllte Plastikverpackung - an Ort und Stellt nach der Natur direkt an die Mauer gemalt. Das führte mir zur notwendigen Winterunterbrechung der Arbeit. Denn den Leuten, die hir die nackten Bäuche Modell standen, wurde es allmählich zu kalt.

von Nikolaus Jungwirth

(Frankfurter Jounal vom 09.11.99)

[Pressestimmen]

[zurück zum Portal]


Pferde und quellende Bäuche

Evangelia Pitsou malt ein Brückengewölbe aus

Von Andrea Schweiger

Unter der Alten Brücke am Sachsenhäuser Mainufer suchen die Tauben nach Futten Sie kümmern sich nicht um die bunten Acrylmalereien, die auf die Wand aufgetragen sind. Eine Arbeit, die die Künstlerin Evangelia Pitsou im kommenden Sommer zu Ende führen wird. Möven kreischen, Verkehrslärm und Kinderstimmen dringen von außen gedämpft unter das kellerhafte Gewölbe. Das Getümmel der Großstadt scheint einen hier nicht mehr zu berühren, als sei die Zeit stehengeblieben. Auf ihrem Weg zum Atelier in Offenbach kreuzte die Künstlerin die Sandbrücke und entdeckte die Besonderheit der Atmosphäre. Das Unergründlich und das Wesen der Dinge interessieren mich," erklärt die Malerin, die 1984-89 an der Frankfurter Städelschule studierte und bereits mehrere Preise, darunter den Förderpreis für Bildende Kunst des Bundesministeriums für Bildung und Wissenschaft, erhielt.

Nicht was gemalt wird, sondern wie, ist für sie wichtig. Die Frankfurterin entwirft nicht, sie beginnt einfach mit dem Malen, intuitiv. Die Komposition entwickelt sich von selbst. Ungewöhnlich sind die Motive unter der Brücke: eine Reihe von Rechtecken, die den Gewölbebogen von einer Seite über die Decke zur anderen durchziehen, zeigen Abbildungen von Bäuchen.

Dicke, schwangere, mühsam eingezogene und vor Speck sich wellende Bäuche entblößen sich zwischen hochgezogenen Pulllis, aufgeknöpfterl Hosen und heruntergezogenen Reißverschlüssen oder aufgeknöpften Hosenlatzen.

Zwischen dem Reißverschluss einer Jeans quillt eine gestreifte Boxershorts hervor: Das entbehrt nicht einer gewissen Komik. Die Plastizität und die leuchtende Kraft der eigenwilligen Farbgebung entwickeln ein Eigenleben, das über die bloße Abbildung hinausgeht, und die zugleich von einer sensiblen Beobachtung des Realen zeugen. Die Farbe bezieht sich nur zum Teil auf das Material. "Malen nach Zahlen ist nicht mein Dhg," meint die Künstlerin aus Athen, für die der Bauch das Zentrum der Besinnung auf die Xitte" bedeutet, vergleichbar mil der Vorstellung des "flara" in der östlühen Philosophie. Ein oft vernachlässigterKörperteil mit dem sich die Menschen, Außer aus Eitelkeit, meist wenig auseinandesetzen. Orientierungslos wirken die Graffiä ihrer Nachbarskinder im unteren Bereich der Wand. Einen fragte sie, ob er gegelBezahlung Modell stehen wolle, und die kamen gleich mehrere, mit Pizza und Jartscheibe. Die malte Evangelia Pitsou äch, und das Runde der Form fügt sich fi die Löcher unter der Brücke, denn die Malerin will sich der schönen Architektwbeugen. Die Wirkung ist ambivalent, zum Teil bedrohlich. "Das Grausige gehört zun Leben dazu," bemerkt sie, lässt das Pardoxe nebeneinander bestehen und beffindet damit. Profanes und Mystisches vermischen sich wie selbstverständlichEin Pferd mit Reiter, in der Mitte der 'hnd, wirkt, als stamme es aus einem anären Jahrhundert. Eine Polizeistaffel ritivorbei und brachte die Künstlerin m die Idee. Mülldarstellungen als Relikt der Umgebung und abstrakte Malerei, verbinden die unterschiedlichen Elemenüund geben dem Werk einen eigenen spannenden Rhythmus.

(Frankfurter Rundschau vom 06.01.00)


[Pressestimmen]

[zurück zum Portal]


Malerei selbstbewußt

Die Klasse von Hermann Nitsch zeigt ihre Arbeiten

Von Nikolaus Jungwirth

Eine Gruppenausstellung der Klasse von Professor Hermann Nitsch." Die Ankündigung weckte bereits' im Voraus wilde Fantasien. Ist doch der kleine, dicke, gemütlich wirkende Österreicher Hermann Nitsch nicht erst seit 1989 als gefährliches, blutrünstiges Künstler-Monster populär geworden, als ihm das hessische Kultusministerium eine Professur an der Frankfurter Städelschule verweigert hatte. Schon seit Jahrzehnten halten die mehrtägigen Aufführungen des "Orgien Mysterien Theaters", die der Aktionskünstler in seinem niederösterreichischen Schloss veranstaltet, nicht nur die Boulevardpresse in Atem. Werden die Hervorbringungen der Akademie-Masse - die Hermann Nitsch nun doch an der Städelschule leitet - die Gemüter ebenso erregen, wie die eigenen Produktionen des Orgien-Mysterien-Veranstalters?

Das Publikum kann beruhigt sein. Was es in der Sachsenhäuser AusstellungsHalle von Robert Bock zu sehen bekommt, bietet keinerlei Anlass für einen Skandal: kein Blut, kein Kot, kein Gedärm, überhaupt nichts Organisches. Nirgends ist Ekstatisches oder gar ein Einfluss der katholischen Traumata des Österreichers zu spüren- Zu besichtigen sind höchst unterschiedliche, unspektakuläre Möglichkeiten, in der Zeit liegende künstlerische Themen zu bearbeiten. Auffallend ist in dieser Ausstellung der selbstbewusste Auftritt der Malerei. Und das in einer .Zeit, in der das Tafelbild - gerade in der jungen Kunst - ansonsten eine eher verschämte Rolle spielt.

Die Skala der Ausdrucksvarianten reicht von ungegenständlichen Arbeiten, wie den energisch extrovertierten, gestischen Äußerungen von Andrea Simon und der introvertierten, die zarte Welt der Gefühle spiegelnden Malerei von Fatma Stößinger bis zu einer großformatigen, figürlichen Zeichnung auf Nessel von Oliver Tüchsen, die den Künstler aufgebahrt auf einem Tisch, umringt von Lehrern und Studenten der Städelschule zeigt.

Die Schau vereint so verschiedene inhaltliche Ansätze wie das ironisch mit den oberflächlichen Reizen der Trivialität spielende Porträt eines Transvestiten von Jessica Hösch und die Darstellung eines schwebenden Paares von Esther Merz, die damit auf so tief greifende Vorgänge wie den Einfluss des Mondes auf den Rhythmus des menschlichen Körpers verweisen möchte.

Die komplizierte Thematik von Marcus Graf, der sich mit dem Einfluss biochemischer Prozesse auf die menschliche Wahrnehmung beschäftigt, indem er Bilder vergrößerter Pharma-Packungen malt, steht im Gegensatz zur heiteren Unbeschwertheit, von der etwa Oliver EItings Malerei getragen ist. Die Beispiele zeigen, dass sich der allgemeine Zustand des gegenwärtigen-Kunstgeschehens, das durch keinen Mainstream gekennzeichnet ist, auch in dieser Gruppenschau spiegelt.

Unter den Foto- Arbeiten fällt vor allem der Beitrag von Telat Cengiz auf, der sich mit dem verschatteten Grenzbereich zwischen libidinöser Anziehung und Aggression befasst: An der Wand das Porträt einer Frau mit einem am Hals dezent vorhandenen, aber deutlich wahrnehmbaren Knutschfleck, dazu ein Album mit Aufnahmen desselben Motivs sowie Fotos eines entblößten weiblichen Oberkörpers. Der weist außer einer verpflasterten Brustwarze schwer zu definierende Spuren auf, die -sowohl als zurückgebliebene Male eines sexuellen Vorgangs wie auch als Folgen einer Misshandlung, aber ebenso als harmlose Hautunreinheiten gesehen werden können.

Natürlich fehlen auch die "neuen Medien" nicht. Dirk Fleischmann weitet den allgemeinen Kommunikationsterror bis in die Sphäre der Kunst aus, indem er eine Telefonkabine in den Ausstellungsraum installiert, von der aus man mit den ausstellenden Künstlern via Mobiltelefon sprechen kann. Mit dem verbreiteten Klamottenterror beschäftigt sich auf sehr amüsante Weise Thomas Kober. Er hat mit versteckter Video-Kamera junge, Frauen bei der Meideranprobe in Textilgeschäften beobachtet. Die verschiedenen unfreiwilligen Darstellerinnen drehen und wenden sich vor dem Spiegel jeweils mit dem gleichen wechselnden Ausdruck narzistischen Geltungsbedürfnisses und verlegenen Zweifels. Durch die Aneinanderreihung der Szenen entsteht der Eindruck einer Art burlesker Modenschau, die der gewohnten Steifheit und professionellen Glätte beraubt ist. Dieses Video ist schon deshalb bemerkenswert, weil es ein so seltenes Beispiel dafür ist, dass Video-, Kunst nicht langweilig sein muss.

(Frankfurter Rundschau vom 21.10.1999)

[Pressestimmen]

[zurück zum Portal]


Griechin bemalt die Alte Mainbrücke

Sachsenhausen.

Noch prangt im südlichen Tonnengewölbe der Alten Mainbrücke nur eine schneeweiße Wand - doch das wird nicht mehr lange so bleiben. In den kommenden Wochen wird sich hier nämlich einiges verändern.

Der Grund: Evangelia Pitsou. Die 43-jährige Künstlerin wird hier ein riesiges Deckengemälde reahsieren, dass den gesamten Gewölbebogen bedecken soll. Auf dem Weg zu ihrem Atelier kam der in Athen geborenen und in Frankfurt lebenden Griechin die Idee, hier etwas ganz Besonderes" entstehen zu lassen.

Ich fahre immer morgens mit dem Fahrrad durch das Gewölbe und jedes Mal fijlüe ich mich wie auf einer Zeitreise", erklärte die Künstlerin beeindruckt. Gestern stellte sie gemeinsam mit Frankfurts Kulturdezernent Dr. Hans-Bernhard Nordhoff das Prqjekt, das im Zusammenhang mit der Aktion zur Belebung des Mainufers steht, vor.

Wir sind froh für das Engagement von Frau Pitsou - schließlich erhält sie für ihre Arbeit kein Entgelt", erläuterte Dr. Nordhoff. Die Finanzierung..der Materialien übernehmen die Amter für Wissenschaft und Kunst der Stadt Frankfurt und des Hessischen Ministerium ; außerdem unterstützt auch das Straßenbauamt die Künstlerin. Die Gesamtkosten für das geplante Projekt betragen zirka 20 000 Mark-

Evangelia Pitsou studierte von 1984 bis 1989 Malerei im Frankfurter Städel. Im Laufe ihrer Karriere erhielt sie mehrere Preise der Stadt Frankfurt, unter anderem von der "Frankfurter Künstlerhilfe" und den "Förderpreis für Bildende Kunst des Bundesministeriums für Bildung und Wirtschaft." Auch ihre bisherigen Ausstellungen in Frankfurt, zum Beispiel Das Pferd als Symbol des ausgehenden 20. Jahrhunderts" (1993) oder ~Kunst in Frankfurt" (1994) werden vielen in Erinnerung geblieben sein.

Für das Gewölbe der Alten Brücke erarbeitete sie zuerst ein Konzept, das sie der Stadt Frankfurt vorlegte. "Allerdings werde ich nicht eine einfache Vorlage vergrößern und aufmalen, sondern ich sehe mir zuerst das Mainufer an -und versuche dann, meine Arbeit mit der Umgebung zu verbinden. Ich möchte das Gemälde in die Umgebung fließen lassen", erläuterte die Künstlerin. -

Auch Kulturdezernent Nordhoff ist sehr gespannt auf das Ergebnis der Arbeiten. "Frau Pitsou ist eine renommierte Frankfurter Künstlerin, die schon einiges geleistet hat. Das Deckengewölbe wird sicherlich ein weitexer Blickfang in unserer Stadt." Das Gemälde soll bis Herbst dieses Jahres fertig gestellt werden, und dann heißt es an der Alten Mainbrücke: Augen auf und durch -am besten mit Muße. (sat)

(Neue Presse vom 27.08.99)

[Pressestimmen]

[zurück zum Portal]


Kino mit Städel Absolventen

In der Ausstellungshalle Schulstraße können Absolventen der Städel-Filmklasse ihre Arbeiten vorstellen.

Unter dem Motto Menschliche Existenz und' ihre filmische Lesbarkeit zeigt Günter Zehetner am Freitag, 17. September, 20 Uhr, Szenen aus seiner Wohnung in Wien, und am Samstag, 18. September, kann man ab 18 Uhr Tonfilm-Selbstporträts des Künstlers sehen. Die Reihe wird am Mittwoch, 6. Oktober, fortgesetzt mit Arbeiten von Gerhard Geiger.

Weitere Informationen unter In, 069 / 96-20 0188 FR 13.09.99

 

(Frankfurter Rundschau vom 13.09.99)


[Pressestimmen]

[zurück zum Portal]


.....schafft Platz für den "Göttlichen"

Sachsenhausen.

Bunte Farbtupfer sorgen jetzt in der gediegenen Schulstraße für neue Impulse. Denn dort eröffnete Robert Bock kurzlich die Ausstellungshalle Schulstraße la für zeitgenossische Kunst aus der Rhein-Niain-Region. Und die Künstler können sich freuen: Sie haben eine Möglichkeit mehr, vor allem großflächige Bilder der Offentlichkeit vorzuführen.

Denn Platz bietet die neue Halle wahrlich genug. Eine Anschubfinanzierung der hessischen Kulturstiftung ermöglichte es Bock, die ehemalige Wäscherei in einem Hinterhof anzumieten und für seine Zwecke umzugestalten. Ausstellungen organisierte der Kunstwissenschaftler auch vorher schon, jedoch ohne festen Ort und ohne den nötigen Raum, in dem viele Kunetwerke erst richtig zur Geltung kommen. Von diesem Vorteil profitiert zur Zeit Max Franz, der seine neuesten Gemälde und Skulpturen in der Ausstellungshalle Schulstraße zeigL Der Künstler, der seine Ausbildung im Städel absolvierte, zieht den Betrachter vor allem mit sinnlicher Acrylmalerei in seinen Bann. Seine Aktdarstellungen füllen schon einmal eine ganze Trennwand in der 240 Quadratmeter großen Halle aus.

"Wo soll der so ein Weib auch sonst hinhängen", erklärt Bock scherzhaft. Doch nicht nur die Frauen inspirieren den Künstler.

Sehr gerne experimentiert er auch mit Schriften und Firmenemblemen, vor allem aber mit gestreiften Linien. Daher gehört das Zebra genauso zu seinen Lieblingsmotiven wie der Citroen. Der Citroen DS hat so eine göttliche Ausstrahlung, aber,deesse' ist ja das französische Wort für Göttin', kommentiert Max Franz.

Beide Motive verarbeitet der Künstler in Anordnung von oben", das er sich in Lebensgroße auf einem Frankfurter Platz wünscht. Die Interpretation läßt er freilich dem Betrachter offen.

Seine AusstellungsHalle versteht Bock als einen Kompromiß zwischen einer Galerie und einem Museum. Eine Galerie sei meistens kleiner und diene vor allem dem Verkauf von Gemälden. Auch in der Ausstellungshalle Schulklasse sollen die Künstler die Möglichkeit haben, ihre Werke zu verkaufen. Doch den vorrangigen Sinn sieht Bock der Bereitstellung von Ausstellungsfläche. Das Bewußtsein, den Raum voll ausnützen zu können soll Betrachter und Maler gleichermaßen zugute kommen. In diese Sinn die anspruchsvolle zeitgenössische Kunst zu unterstützen, erklärte Bock zum Hauptziel sein Projektes: Die Künstler sollt Qualität auch in größeren Dirnensionen darstellen können- Hier durch können Werke produziert werden, die sonst nicht auszustellen sind."

Von Gernot Gottwals

(Frankfurter Neue Presse vom 04.06.99)


[Pressestimmen]

[zurück zum Portal]

 


Entzauberte Stilleben

Nino Pezzellas Malerei in der AusstellungsHalle

Von Burkhard Brunn

Was hat der Hammer mit dem Totenkopf zu tun? Was der Kaffeekocher mit den Wattestäbchen zum Ohrenputzen? Nino Pezzella nennt seine Bilder Stilleben und stellt sie damit in eine große Tradition. Im Vanitas-Stilleben des 17. Jahrhunderts, auf das sich die zwölf kleinen, quadratischen Gemälde des ehemaligen Städelschülers in der Ausstellungshalle Schulstraße 1A unverkennbar beziehen, verweisen alle typischen Gegenstände -Totenkopf, geöffnete Deckeluhr, erloschene Pfeife, schwelender Kerzendocht, zerfleddertes Buch - auf dasselbe: die Vergänglichkeit alles Irdischen. Bei Pezzella hat nur der Totenkopf diese Symbolik.

Pezzella variiert - wie die alten Meister - die Gegenstände eines Repertoires. Totenkopf, Plastikwasserflaschen, gläserner Aschenbecher, Feuerzeug, rosa Haushaltshandschuhe und Caffettiera stehen anscheinend beziehungslos nebeneinander. Symbolisch haben sie nichts miteinander zu tun, es sei denn, man denkt beim Hammer neben dem Kopf an Gewalt. Beziehungen gehen einige Sachen durch die Spiegelungen ein: Das grüne Feuerzeug verzerrt sich in der Kaffeemaschine zu einem anderen, rein malerischen Gegenstand.

Gegenstände ineinander zu spiegeln war eine Virtuosität der großen Meister des 17. Jahrhunderts. Neben Vanitas und Spiegelung ist Durchsichtigkeit in Pezzellas Arbeiten ein weiterer Bezug zur Tradition. Das scheinbar Substanzlose des Glases hatte die alten Meister fasziniert.

Pezzella zitiert diesen Aspekt, ohne ihn weiter auszuführen. Der junge Künstler malt - obwohl in altmeisterlicher" Eitempera - mit harten Konturen in einer~ an der Fotografie geschulten Manier. Die Objekte auf dem ins Bild geklappten Tisch wirken wie in der Neuen Sachlichkeit leicht verzerrt. Die Zwischenräume: scheinen malerisch undefiniert und Schatten uninteressant.

Auf der Ebene der Darstellung (nicht des Dargestellten) integriert im allgemeinen die Malweise das, was im Leben nicht gerade beieinander ist, zu einem Zusammenhang, farblich und kompositionell. Bei Pezzella bleiben die Dinge in gedrängter oder zerstreuter Ordnung farblich isoliert. Das alte Stilleben war eine strenge, stark konzeptuelle Kunst. Vanitas, Durchsichtigkeit, Spiegelung und Variationen im Repertoire sind bei Pezzella so enge Bezüge zur Tradition, daß man auch ein Konzept erwarten dürfte - eins aus den 90er Jahren natürlich

(Frankfurter Rundschau vom 20.07.99)


[Pressestimmen]

[zurück zum Portal]


Heute zu Max Franz in die AusstellungsHalle

"Von Menschen und Flanschen" lautet , der Titel . eines seiner Gemälde. Und diese beiden Spezies sind es auch, an denen sich die Max-Franz-Schau in Frankfurts neuer Ausstellungshalle geistig "aufhängen" läßt. Hier der Flansch - Verbindungsansatz in der Welt der Technik -, dort der Homo sapiens, der es schafft, bizarre Bezüge herzustellen zwischen einem Seziertisch und einem Regenschirm, wie die Surrealisten, oder zwischen einem Narziß und einem Stöckelschuh, wie Max Franz. Der Mensch im Spiegel der Warenwelt interessiert ihn; gern beäugt er ihn durch die Pop-Brille.

In seinen pastellfarbenen Gemälden stellt Franz Verbindungen her zwischen Kunstgeschichte, Film und Werbung. Da ist Alain Delon zu sehen neben dem Kopfprofil aus dem "Roten Interieur" von Matisse - und Picasso. Mit dem Wort"Mimikry" ist die Ausstellung treffend überschrieben: Bei Max Franz ist Anpassungsfähigkeit eine Tugend. Da gibt es zum Beispiel ein Zebra auf einem Autodach, das so tut, als'gehöre es dahin. Zentral für Max Franz Arbeit sind denn auch Ironie und Humor.

Bis 19. Juni, Schulstraße 1 a, geöffnet Dienstag bis Samstag 14 - 18 Uhr. bab

 

(Frankfurter Rundschau vom 10.06.99)


[Pressestimmen]

[zurück zum Portal]


Marlon Brando, lesbisch

Die Ausstellung Eigenblicke zeigt Fotos von Frauen

Von Silke Hohmann

Wenn gepiercte, tätowierte Frauen grimmig in die Kamera blicken, wenn ein paar Schamhaare aus der Unterhose gucken, ist das dann lesbische Kunst? Hat lesbische Fotografie eine andere Aussage als heterosexuelle? Sind vielleicht sogar ästhetische Kennzeichen zu entdecken, die eine solche Zuordnung möglich machen?

Die Ausstellung Eigenblicke" geht auf eine Ausschreibung zurück, die nur lesbische Künstlerinnen aufforderte, ihre aktuellen Fotografien einzureichen. Aber um das.gleich zu klären: Über sexuell bedingte Asthetik erfährt man hier wenig. Eher darüber, dass es bei Lesben genauso ist wie bei anderen Künstlern: Dass es von ihnen gute und weniger jute Arbeiten gibt, und dass man sich die guten lieber anschaut als die anderen. Von beiden gibt es in der Schulstraße zu sehen.

Interessanter als die sexuellen Präferenzen der Künstlerinnen sind einigr ihrer Bildmotive. Die haben häufig aul gar nichts mit ersteren zu tun. Kartoffeln kochen zum Beispiel, ein von allen möglichen Leuten zu bewältigendes Problem, entlarvt Christina Schäfer als nur scheinbar harmloses Unterfangen. In ihrer Bildserie wird das Hantieren mit Kochdeckel, Pellkartoffel und Gabel zur heiklen Angelegenheit. Auch der Bildsprache von Barbara Dietl haftet nichts Randgruppenartiges an.

Modern ist sie, mit viel Gespür für Farbverhältnisse, und sichtlich beeinflusst von den inszenierten Schnappschüssen Wolfgang Tillmans, dessen Schülerin sie ist. Auch Karin Emi orientiert sich konzeptionell an großen Vorbildern. Wie Cindy Sherman fotog-rafiert sie sich selbst in verschiedenen Posen.

Die Posen von Marlon Brando, in weißem Unterhemd und Jeans, und von Maria Callas, das Gesicht von den Händen eingerahmt, nehmen jeweils die Modelle der griechischen Fotografin Ewjenia Tsanana ein. Beide Rollen, gespielt von derselben Person, werden gleichzeitig an die Wand projiziert. Die meisten der Frauen sind lesbisch, aber nicht alle. Das typisch Männliche und das unzweifelhaft Weibliche können sie alle darstellen. Als Marlon sehen sie lesbischer aus als in der Pose der Callas. Das kommt vom Klischee. Und so ein bisschen hat man das auch schon vermutet, bevor man alle Dias durch hat.

Ansonsten ist das Konzept mit dieser außerhalb des Künstlerischen liegenden formalen Klarnmer eigentlich ein interessanter Gedanke. Den Spot auf Menschen zu richten, die etwas gemeinsam haben, und sie nach kreativen Beiträgen zu fragen erzählt uns schließlich etwas über die Welt, in der wir leben, aus einer Perspektive, die wir nicht haben. Das nächste Mal könnte es zum Beispiel die von einarmigen Taxifahrern sein. Dann würde ich wieder hingehen. AusstellungsHaile Schulstraße 1 A, bis 16.,Januar.

(Frankfurter Rundschau vom 21.12.99)


[Pressestimmen]

[zurück zum Portal]


Tod und Traum

Vier Preisträgerinnen des Frankfurter Vereins für Künstlerhilfe zeigen ihre Arbeiten in der Ausstellungs-Halle

Von Dorothee Baer-Bogenschütz

"Das Totenthema treibt mich schon länger um", verrät Vroni Schwegler, Im Rahmen einer Vier-Frauen-Ausstellung in der "AusstellungsHalle Schulstraße lA" beleuchtet es die 30-Jährige aus verschiedenen Perspektiven. Weil Kalvarienbergszenen sie fesseln, hängt dort eine kleinformatige Zeichnung vom Heiland mit der Dornenkrone. Daneben tote Tiere. Bestimmt für den menschlichen Verzehr. Während sie nämlich Christus- und andere Figuren in Museen besucht und nach Altmeisterzeichnungen interpretiert, findet die ehemalige Städelschulstudentin, die Meisterschülerin bei Hermann Nitsch war und inzwischen an der Städel-Abendschule unterrichtet, ihre Modelle für die Tierkadaver beim Bauer Mann in der Kleinmarkthalle". Manchmal kauft die Künstlerin welche, um sie zu malen.

Und nicht nur die Fauna, auch die Flora in ihrer Umgebung untersucht Vroni Schwegler auf Werden und Vergehen. Zwei Bäume im Frankfurter Musikantenweg stehen ihr täglich vor Augen. So eine "krüppelige kränkliche Vorgartentanne" und eine Lärche, deren Wipfel verwahrlost ist. Die porträtiert sie. Denn nicht für die "heroischen Bäume" interessiert Schwegler sich, sondern für diejenigen, die förmlich durchhängen wie Menschen. In Öl auf Papier erfasst sie minutiös Zweige und Ästchen, beinahe selbst schon eine Altmeisterin im Ringen ums Realistische. Vor den Werken von Vroni Schwegler spürt der Betrachter sofort, wie intensiv der Dialog ist zwischen der Künstlerin und ihrem Motiv. Und dass fremde Augen eigentlich stören. Eine stille Kunst mithin, gar nicht modern. Und deshalb originell.

Ganz eigene Welten tragen auch die drei anderen Preisträgerinnen des Jahres 2000 vor, denen der Frankfurter Verein für Künstlerhilfe ein Stipendium zuerkannte, weswegen sie nun eine.Gruppenschau bestreiten.

Sie alle haben einmal die Städelschule besucht, sonst verbindet sie kaum etwas. Margit Seiler setzt inzwischen auf mehr als Hand und Fuß. Jetzt gibt es von ihr in Y-tong auch Beinskulpturen bis zum Knie und kleine Ganzkörperfiguren. Extrem stilisiert, requisitenhaft und fern jeder Regung harren sie im Raum. Auch sie auf der Schwelle zwischen toter Materie und der Annäherung ans Lebendige.

Katja Ullmann wendet sich indes vom Sicht- und Greifbaren ab. Doch ' So sieht es zumindest Jean Christophe Amman, der sie ins Museum für Moderne Kunst aufnahm: "Der Rhythmus des Körpers und des Empfindens wird wie in einem meditativen Bewegungsverlauf festgehalten." Löcher, Linien und geometrische Figuren zeichnet die ehemalige Schülerin Christa Nähers, ohne dass recht dahinterzukommen ist, was sie damit meint. Amman meint: Die Ordnung ihrer Muster sei "durch und durch Emotionalität". Die wiederum springt, den Besucher aus den Papierarbeiten und der Installatior, von Anni Öztürk völlig unvermittelt an. Ein giftgrüner Flokati mit einem Wohnzelt en miniature und einer Wäscheleine, an der ein Froschkostüm hängt, ist dasHerzstück ihrer poetischen Arbeit in der Sachsenhausener AusstellungsHalle. Auf den Begleitbildern necken sich eine Figur mit Maske bis zur Nase im grauen Catsuit und eine mit magentafarbener Endloszunge. Frosch und Moskito seien das, so Oztürk: Im Universum lebende "Superhelden", die es auf einen irdischen Campingplatz verschlagen habe. "Früher hat man Elvis und Schlagerstars angehimmelt", er klärt die Künstlerin, jetzt treiben mich schon länger solche selbst erfundenen Traumgeschichten um." Weitere "Helden figuren" sollen folgen.

Anlässlich der Finissage an diesem Tag findet um elf Uhr eine Hörspiel-Aufführung von Kai Buchholz, statt.

(Frankfurter Rundschau vom 13.10.2000)


[Pressestimmen]

[zurück zum Portal]